Hej,
nach überstandener Prüfung ging es Freitag den 15.1 in den hohen Norden, in das 1500km entfernte Kiruna um richtigen schwedischen Bilderbuch Winter zu erleben und dem schneearmen Göteborg die zu warme Schulter zu zeigen.
Am späten Abend in Kiruna angekommen wurden wir vorerst mit milden Minusgraden willkommen geheißen (sollte sich allerdings noch ändern). Am darauffolgenden Tag hatten wir uns schon eins der Highlights geplant: Hundeschlittenfahren. Nach lautem Gebell der insgesamt Rund 130 Schlittenhunde ging es schließlich für 3 h durch die verschneite Landschaft Lapplands mit kurzer Kaffeepause. Da ich als erster „hier“ geschrien hatte ich meinen eigenen Schlitten 🙂 Im Normalfall ist die Hundeschlittenfahrt wohl ein bisschen schneller, aber die Temperaturen waren den Hunden zu warm und waren daher nicht so flott unterwegs wie sonst. An der überraschenden Anhänglichkeit der Hunde hat das allerdings nicht geändert.
Nachdem wir unser Auto vom mürrischen Mitarbeiter der Autoverleihung geholt hatten ging es nach einem ausführlichen Supermarkt Stop zu unserer gemieteten Hütte in Björkliden (Nähe Abisko) etwa 1.5 h entfernt. Wir hatten Glück mit der Unterkunft und wurden jeden Morgen mit einem traumhaften Sonnenaufgang beschenkt. In den nächsten Tagen hieß es die Ergebung zu erkunden, ein wenig zu wandern, der Kultur im hohen Norden ein wenig näher zu kommen und sich auf kalte Temperaturen durch ausgiebiges saunieren vorzubereiten.
Hier unsere übrigen Unternehmungen:
- Schneewanderung zu einem sehr enttäuschenden Wasserfall (ich glaub ich habe nicht mal ein Foto davon hochgeladen)
- nächtliches, rasantes Schlittenfahren inklusive gebrochenem Schlitten (ja ich bin es gewesen, zu meiner Verteidigung es war ein Kinderschlitten und ich war verdammt schnell)
- Besuch des Tornlakes und der Silverfallet. Der Tornsee ist der See den man von unserem Balkon aus sehen konnte. Der Silverfallet ist ein am See gelegener Wasserfall. Ein häufiger Zeitvertreib ist wohl mit dem Auto auf dem See zu driften, das war uns dann allerdings ein wenig zu heikel.
- Samen-Dorf Führung mit Lagerfeuer, heißem Kaffee und Rentierfleisch. Die Samen sind ein indigenes Volk im Norden Skandinaviens, heute leben 90.000-140.000 verteilt Norwegen, Schweden, Finnland und Russland. Beim Umgang mit den Samen hat sich Schweden nicht gerade mit Ruhm bekleckert, so war es ihnen etwa untersagt in quadratischen Behausungen zu Leben, um zu vermeiden, dass sie sich zu sehr der übrigen schwedischen Bevölkerung annähern. Durch Handel wurde den Samen Kaffee zugänglich. Das getrocknete und gesalzene Rentierfleisch im Kaffee aufgeweicht; gut für das Fleisch, schade allerdings um den Kaffee.
- Nach Narvik und zurück, für mich das erste mal dass ich die norwegischen Fjorde gesehen habe. Wahnsinn! Aber nicht nur die Landschaft war beeindruckend sondern auch die Autofahrt hin und zurück. Mir kam es schmaler und vereister in Norwegen vor.
- in der mitternächtlichen Kälte von -30 Grad stehen und auf Nordlichter warten. Zweimal (an den beiden letzten Tagen) haben wir Nordlichter gesehen, allerdings hatten wir ein wenig Pech mit dem Wetter. Die ersten Tage hatten wir keinen klaren Himmel. Am vorletzten Abend war es ebenso bewölkt, aber ermutigt durch gelegentliches Aufreißen der Wolkendecke und vermutlich auch aus Angst die Nordlichter gar nicht mehr zu sehen haben wir dann eine gefühlte Ewigkeit am „Aurora View Point“ ausgeharrt. Hier gab es zum Glück eine beheizte Hütte um die kalten Zehen wieder ein Wenig aufzuwärmen. Nachdem wir schon enttäuscht auf dem Rückweg waren ist uns dann schließlich doch noch ein fahler grüner Streifen am Himmel aufgefallen. Wir haben dann schließlich noch recht starke Nordlichter gesehen, die allerdings nicht so schön zu sehen waren, da es zu bewölkt war. Am darauffolgenden Tag hatten wir schließlich klaren Himmel, allerdings waren die Lichter viel schwächer als am Tag zuvor.
Hier noch ein paar zusätzliche Dinge die vielleicht interessant zu wissen sind:
- „Tag“ hatten wir von etwa 08:30 bis etwa 14:00 Uhr. Hier sind allerdings Sonnenauf- und Sonnenuntergang mit eingerechnet, die beide ziemlich beeindruckend waren! Durch den ganzen Schnee ist es allerdings in der Nacht nicht komplett dunkel und wenn der Mond scheint kann man sich auch ohne zusätzliche Beleuchtung noch orientieren.
- die extremste Temperatur von -39 Grad hatten wir auf der Rückfahrt zum Flughafen. Bei den Temperaturen ging die Kupplung deutlich schwerer und zum Ärgernis der Beifahrer, das schließlich zu meinem Ärgernis als Fahrer wurde ist auch die Heizung bei den Temperaturen nicht fähig das Auto richtig zu wärmen. Die Motortemperatur ging auf der Fahrt auch nie über 70 Grad. Zum Glück waren wir hierbei im Auto. Trotzdem hatten wir beim Nordlichter schauen mehr als -30 Grad. Trotz drei Paar Socken bleiben die Zehen da nicht lange warm. Meine treuen Wanderschuhe mitzunehmen war im Nachhinein nicht die beste Idee, sobald das Leder einmal kalt ist wird es nicht mehr warm und folglich frieren auch die Zehen. Allgemein kann man sagen dass man bei < -30 Grad sich eigentlich problemlos ausreichend warm einkleiden kann indem man einfach Schicht über Schicht über Schicht trägt. Wichtig sind aber warme, am Besten aus Stoff bestehende, etwa 2 Größen zu große Schuhe. Dann passen auch gut einige Schichten an Socken drunter, am Besten Wollsocken! Keine Synthetik.
- in Norwegen ist es auf üblich sich mit „anblinken“ bei anderen Fahrern zu bedanken, wenn man etwa auf der Ausweichspur wartet und den entgegen kommenden Fahrer vorbei lässt. Meiner Meinung nach viel netter als sich das Fernlicht ins Gesicht zu strahlen.
- Gehhilfen werden bei dem vielen Schnee durch Gehschlitten ersetzt
- Bei der Kälte gefriert in die Luft geschleudertes heißes Wasser sofort. Eine Menge Spaß! Daraufhin hab ich mich dann aber nicht getraut draußen meine Notdurft zu verrichten.
- Autofahren bei den vereisten Straßen ging überraschend gut. Vor den LKW s muss man sich allerdings in Acht nehmen. Ich bin meist ziemlich mittig auf den Straßen in den Spurrillen gefahren. Kommt einem aber so ein Riesenteil entgegen muss man auf den vereisten Teil der Straße um auszuweichen. Genauso ist es mit Bussen, zumindest die Russen fahren wie verrückt. Ich glaube das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Bus vorbei gelassen habe.
Hier noch ein paar Bilder von meinem Kälteabenteuer:
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